(26.08.2004 factum-Wien)

Start frei für Weiterbildung in Touristikberufen

Mit der zweisemestrigen Akademie für Reisebetreuer und Reiseleiter reagiert die Toristikbranche auf die steigenden Anforderungen an die Professionalität und Qualifikation der Reiseleiter.

Gesellschafts -und Gruppenreisen sind mit steigenden Gästezahlen am Gesamtumsatz der Reisebranche stark beteiligt. Diese Tendenz führt zu neuen Anforderungen an die Reiseleiter, die nur mit zusätzlicher Aus- und Weiterbildung erreicht werden kann.

Im Modul 1 werden Basisqualifikationen wie allgemeine Tourismuskunde, Grundlagenkenntnisse in Geschichte, Kunstgeschichte und Reiseorganisation innerhalb der Reisebetreuung vermittelt. Modul 2 legt verstärktes Augenmerk auf spezielle Destinationskenntnisse, Soziale Kompetenz, Konfliktmanagement, Didaktik und Methodik der Reiseleitung. Beide Module sind stark praxisorientiert und inkludieren auch aktive Reiseleitungen während Bus -Tagesfahrten, Gästebetreuungen, Animation vor Ort und regelmäßige Supervisionen mit den Kursteilnehmern.

„Den Erfolg dieser Ausbildung ersieht man in der Tatsache, das zahlreiche Absolventen bewährte Reiseleitungen für renommierte Veranstalter leisten“, so Lehrgangsleiter

Ing. Gerhard Chrobak.

Vorbereitungslehrgang zur Lehrabschlussprüfung 

Seit Jahren ist auch der Vorbereitungslehrgang zur Lehrabschlussprüfung für Reisebüro - Assistenten ein Ausbildungsmodell speziell für Quereinsteiger in die Branche. In den beiden Semestern wird das Grundlagenwissen wie Verkehrsgeografie, Destinationskenntnisse, Verkaufs- und Reisebürofachkunde vermittelt. Ein dreiwöchiges Counterpraktikum ergänzt die Vorbereitung für angehende Counterkräfte. Als Vortragende in beiden Lehrgängen werden ausnahmslos Praktiker aus der Tourismusbranche und erfahrene Erwachsenenbildner eingesetzt.

 

Reiseleiter, Fremdenführer: Geschichtenerzähler mit Managerqualitäten

06.08.2010 | 18:36 |  von Alexia Weiss (Die Presse)

 

Sie sind an den schönsten Plätzen der Welt tätig. Manchmal wohnen sie dort, manchmal reisen sie dorthin – um ihre Geschichten zu erzählen und ihre Kommunikationsfähigkeit unter Beweis zu stellen. 

Wenn andere verreisen, fängt ihre Arbeit erst an: Fremdenführer und Reiseleiter arbeiten dort, wo andere Urlaub machen. Die einen erklären die Besonderheiten des Ortes und haben viel zu erzählen – in den verschiedensten Sprachen. Die anderen erklären auch, doch sie organisieren, managen und animieren die Touristen obendrein. Während die Fremdenführer für ihre Arbeit zuhause bleiben, begleiten die Reiseleiter Touristen in alle Ecken der Erde. Doch der erste Schritt in die weite, weite Welt des Tourismus ist für beide derselbe: der Weg in einen Ausbildungslehrgang.

 

Fremdenführer sind im Tagesgeschäft tätig, sie übernehmen in der eigenen Stadt oder Region Führungen, manchmal kürzere, oft längere. Dabei kommt es vor allem auf die Vermittlung von Wissen, Fakten und Hintergründen an: „Der Fremdenführer erzählt die Geschichte, erklärt die Museen, Sehenswürdigkeiten und illustriert sie mit anschaulichen Gschichterln und Anekdoten“, erklärt Radosveta Ehrlich vom City Tours Reisebüro Ehrlich.

Der Reiseleiter hingegen ist in erster Linie Organisator – er begleitet Gruppen bei Tagesfahrten im Inland, mehrtägigen Fahrten ins benachbarte Ausland oder längeren Bus- und Flugreisen inner- und außerhalb Europas. „Er ist quasi der Manager der Gruppe und dafür zuständig, dass alles reibungslos abläuft, jeder Programmpunkt pünktlich über die Bühne geht, er treibt die Gruppe an und hält Kontakt zu Hotels, Buslenkern und Guides“, berichtet Ehrlich. Die Gemeinsamkeit der beiden Berufsbilder: die Kommunikationsfähigkeit muss hoch sein, genauso wie das Niveau der Fremdsprachenkenntnisse.

 

Kommunikationstalente

„Der Fremdenführerberuf ist saisonabhängig und erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen“, meint Katharina Saudino, Leiterin des Lehrgangs für angehende Fremdenführer am bfi Wien. Ähnlich wie Reiseleiter sind sie vornehmlich selbstständig tätig. Aufträge gebe es genug, zumindest für die guten, meint Lisa Zeiler, die den Fremdenführer-Lehrgang am Wifi leitet. Die wenigsten, trotz hoher Nachfrage, seien jedoch hauptberuflich tätig. Nur 25 Prozent sind es laut einer österreichweiten Befragung aus dem Jahr 2008. 50 Prozent arbeiten auf Teilzeitbasis, 25 Prozent haben einen anderen Beruf und sind Fremdenführer im Nebenjob. Vornehmlich arbeiten die Reisebüros mit Stammfremdenführern. Platz für Neulinge in der Branche gebe es trotzdem genug, meint Ehrlich: „Jedes Jahr wird eine Liste aller Guides herausgegeben. In dieser suchen die Reisebüros die Guides mit der jeweiligen Sprache, die sie benötigen.“

Je mehr Fremdsprachen man beherrscht, desto besser seien die Berufsaussichten, sagt Zeiler. Doch die wichtigste Kompetenz für die spätere Tätigkeit sei eine andere: „Der richtige Umgang mit Menschen.“ Die Sprachen, die zurzeit verstärkt unter den Fremdenführern nachgefragt werden, seien jene aus den neuen EU-Ländern. „An bestimmten Terminen sind für gewisse Sprachen immer zu wenige Guides da“, sagt Ehrlich. Ihrer Meinung nach mangle es vor allem an Guides, die Italienisch sprechen. Aber auch Russisch sei zu wenig vertreten, genauso wie Türkisch.

 

Von Architektur bis Erste Hilfe

Wer in seiner Heimat Touristengruppen führen will, sollte schon vor Beginn der Ausbildung über gute Geschichts- und Kunstgeschichtskenntnisse verfügen. Die Ausbildung vertieft die Geschichte von der Urzeit bis zur Gegenwart und die Kunstgeschichte von der Romantik bis heute. Zu den weiteren Inhalten zählen Architektur, Stadt- und Regionalgeschichte, Museen, Geografie, Rechtskunde, politische Bildung, Erste Hilfe sowie Präsentation und Rhetorik. Fähigkeiten, die nicht nur Touristen schätzen, sondern auch Einheimische. „Auch die Wiener selbst sind etwa sehr an ihrer Stadt interessiert“, meint Zeiler. Stadtführungen würden durchaus auch von Ortsansässigen gebucht.

 Organisationstalente

Für zukünftige Reiseleiter sieht die Leiterin der Wifi-Ausbildung, Gina Maria Husa, ebenso gute Berufsaussichten, vorausgesetzt man eigne sich aufgrund seiner Persönlichkeit für den Job. „Man muss offen und aktiv sein. Und man sollte psychologische Kenntnisse mitbringen, genauso wie Organisationstalent“, sagt Husa. Wer all das im Gepäck habe, den „erwarten die Reiseveranstalter mit offenen Armen“.

Auch Gerhard Chrobak, Leiter der zweisemestrigen Ausbildung zum Reiseleiter am bfi, schätzt den Bedarf an Reiseleitern hoch ein. Wer den Lehrgang absolviert, müsse nicht lange auf seinen Einsatz warten, so Chrobak. „Wer ungebunden ist, kann den Beruf durchaus als Fulltime-Job ausüben“, meint er. Allerdings müsse man dafür von mehreren Auftraggebern gebucht werden. „Reiseleitung bedeutet selbstständige Arbeit, meist auf Honorarbasis oder Werkvertrag“, erzählt Chrobak.

Wer Reiseleiter werden will, muss ebenso zunächst seine Geschichtskenntnisse vertiefen. Ansonsten stehen vor allem Tourismuskunde und Reiseorganisation auf dem Lehrplan der Ausbildung. Auch Praxiselementen wird in der Ausbildung reichlich Platz eingeräumt. Schließlich sollten alle, die später Reisegruppen betreuen, schon erste Erfahrungen im Umgang mit ihnen gesammelt haben. Und die vielleicht wichtigsten Dinge, so Ehrlich, lerne man ohnehin erst in der Praxis.